Gemalte Eisenbahnbilder Ulrich Walluhn » Mein sechstes neues Eisenbahnbild

Nun ist auch mein sechstes neues Eisenbahnbild vollendet.Das Malfieber hat mich voll erwischt. Leider muss ich jetzt ein paar Tage pausieren, da im Leben auch andere wichtige Aufgaben erledigt werden müssen. Weitere Bilder folgen aber ganz bestimmt.

Aus Zeitgründen muss ich eine umfassende Bildbeschreibung nachliefern. Ich gebe heute nur den Bildertext aus Google Plus wieder:

Das sechste Eisenbahnbild ist seit gestern abend fertiggestellt. Es zeigt die damals hochmoderne Schnellzuglok ERFURT 451 (spätere Gattung S2) im Sommer 1893 im Thüringischen (Thüringer) Bahnhof zu Leipzig. Er wurde wie bereits erwähnt im Jahre 1907 abgebrochen, um Platz für den neuen Hauptpersonenbahnhof zu schaffen. Rechts sehen wir den Portikus, der jenem des Bayerischen Bahnhofs ähnelt, links vorn die Freidrehscheibe, die alle aus der Halle führenden Gleise aufnimmt. Von dieser Drehscheibe führt ein Gleis durch die Umzäunung hinüber zum Güterbahnhof mit seiner zweiten Drehscheibe. Im Bildhintergrund sehen wir teilweise diesen Güterbahnhof, der später unter dem Namen Leipzig MTh (Leipzig Magdeburg Thüringer Gbf.) weiter existierte und dessen Reste noch heute auszumachen sind. Ganz hinten die ersten Häuser der heutigen Gerberstraße, damals Blücherstraße. Ansosten ist um den Bahnhof herum noch kaum Bebauung vorhanden. Im Rücken des Malers befindet sich der Magdeburger Bahnhof.
Die Lok hat einen Schnellzug aus Erfurt gebracht. Man sieht ihn ansatzweise in der Halle stehen. Er besteht noch durchweg aus zwei- und dreiachsigen Abteilwagen, den sogenannten Tausend-Türen-Wagen. Moderne vierachsige Durchgangswagen gab es zwar schon seit 1892, aber vorerst nur in geringer Anzahl und für hochwertigste Züge, wie den D1/D2.






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Die abgebildete Lokomotive ERFURT 451 wurde im Jahre 1892 bei Henschel in Kassel (damals Cassel) unter Fabriknummer 3664 erbaut. Das genaue Abnahmedatum ist leider bis heute unbekannt. Fabrikneu gelangte die spätere S2 Erfurter Bauart zur Betriebswerkstatt Leipzig Thüringer (Thüringischer) Bahnhof und verblieb hier bis zur Übergabe an die KED Halle am 01.04.1899. Hier wurde sie bis 1901 als HALLE 451, dann als HALLE 378 in zweiter Nummernbesetzung geführt und schließlich im Jahre 1906 auf HALLE 129 umgezeichnet. Irgendwann erhielt sie im Rahmen einer inneren Untersuchung den Tauschkessel Schwartzkopff Nummer 2105, wobei wir weder das genaue Datum noch die ausführende Werkstatt kennen. Bereits 1910, also nach gerade 18 Betriebsjahren verfiel die Lok der Ausmusterung. Ihr vierachsiger Tender Bauart preußisch 2' 2' T 16,5 wurde an der S3-Lokomotiven HALLE 228 weiter verwendet. Es ist nicht klar, ob unsere ERFURT 451 mit drei- oder vierachsigem Tender geliefert wurde. Ich habe sie mit dem vierachsigen Tender gezeichnet. Auffallend ist, dass bereits 1896 die erste und vorzeitige innere Untersuchung erfolgte, der schon 1898 die zweite äußere Untersuchung folgte. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Lok sehr hoch belastet war und ständig im Schnellzugdienst fuhr. Damals ein hochmoderner Loktyp, den man nur auf wichtigen Hauptstrecken zum Einsatz brachte.

Wie bereits oben im Text erwähnt, hat der Schnellzug Erfurt - Leipzig noch aus zwei- und dreiachsigen Abteilwagen bestanden. Vierachsige Durchgangswagen sind 1893 noch eine ausgesprochene Mangelware gewesen. Der Zug brauchte über 2 Fahrtstunden für die etwa 130 Kilometer lange Gesamtstrecke. Die Höchstgeschwindigkeit dürfte in Anbetracht des Wagenmaterials nicht über 80 km/h gelegen haben. Vermutlich wurde wie in der Vorzeit in Naumburg die Zuglok gewechselt. Abweichend von den in Preußen-Hessen üblichen Gepflogenheiten bespannte man die Schnellzüge Erfurt-Leipzig und zurück kaum aus der Mitte (Betriebswerkstatt Naumburg), sondern von den Endpunkten aus.

Schöpfer der S2 Erfurter Bauart waren Lochner und Leitzmann der KED Erfurt. Zu beiden Herren muß ich noch Nachforschungen im Stadtarchiv Erfurt anstellen. Ihr Wirken ist bisher kaum ausreichend gewürdigt worden. An ihren Erfurter Wohnstätten in der sogenannten Karthause wird man eine Gedenktafel bis heute vergeblich suchen. Die Erfurter Stadtverwaltung zeigt zwar Interesse an Sport und Großsportveranstaltungen, nicht aber an der Eisenbahngeschichte der Thüringer Landeshauptstadt.

Die S2 der Erfurter Bauart krankte zeitlebens an den beiden zu kleinen Zylindern. Es musste ständig mit hohem Schiberkastendruck und großer Füllung gefahren werden. Nach dem Erscheinen der Normallok S3 in großer Stückzahl trat die S2 schnell in den Hintergrund und wurde nach 1908 im Personenzugdienst abgefahren und oftmals bei fälliger innerer Untersuchung abgestellt und rasch ausgemustert, wenn sich keine Verwendung als Heizkesselanlage mehr fand. heute erinnert nichts mehr an diese frühen preußischen 2B-Schnellzugmaschinen. Mit meinem Eisenbahnbild wollte ich der Gattung ein kleines Denkmal setzen. Ich hoffe, dies ist mir gelungen.

Der Thüringische Bahnhof zu Leipzig verschwand im Jahre 1907. Er stand schlicht dem Neubau des großen Leipziger Kopfbahnhofes im Weg. Man brach ihn kurzerhand schrittweise ab und verlagerte den Verkehr provisorisch mehrere Jahre hinüber zum benachbarten Magdeburger Bahnhof. Das 1855/1856 ganz im Stile des älteren Bayerischen Bahnhofes erbaute Empfangsbäude mit Nebengelassen ist nur noch auf wenigen alten Fotos und Kupferstichen zu bewundern. Es kann als das schönste aller Empfangsgebäude der Thüringischen Eisenbahn betrachtet werden, wenn man vom Prunkbau in Erfurt absieht, der auch stets die Direktionsverwaltung beherbergte.

Mein Bild zeigt ein Ensemble, das heute in dieser Art in Form von Bildern nirgendwo (mehr) existiert.

Die große Außendrehscheibe war von einer gußeisernen Umzäunung umgeben, die zwei Tore besaß und je ein Verbindungsgleis zum Güterbahnhof (links im Bild) und zum Magdeburger Bahnhof (im Bild nicht erkennbar) angeschlossen hatte. Über diese Gleise wurden Güterwagen und ggf. auch Personenwagen in Form einer Übergabe gefahren, vermutlich bewegt durch Pferde- oder Muskelkraft. Oberhalb der Drehscheibe sehen wir die mit Holz verkleidete Drehscheibe des Güterbahnhofes, die etwa dort gelegen hat, wo sich später der Zugang zum Magdeburg-Thüringer Güterbahnhof (westlich der Querhalle am Hauptbahnhof Leipzig) befand.

Außenbebauung hat im Jahre 1893 noch fast nicht bestanden. Die hier später vorhandenen prachtvollen Wohnhäuser entstanden etwa zwischen 1895 und 1913.

 
Erf  451                   92 Anlieferung
                              Abnahme
Lok geliefert mit Luftdruckbremse Bauart Westinghouse der Westinghouse Bremsen-
und Apparatebau GmbH Hannover Am Lindener Hafen.
                          neu Bw Leipzig Thür.Bf.
                     01.07.92 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     19.01.93 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     01.09.93 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     16.01.94 Bw Leipzig Thür.Bf.
          ........ - 01.11.94 HW Erfurt Ä.U. (Vfg.No.17383/94A)
          02.11.94 - ........ Bw Leipzig Thür.Bf.
          ........ - 06.08.96 WI Erfurt I.U. (Vfg.No.12673/96)
          08.08.96 - ........ Bw Leipzig Thür.Bf.
                     15.01.97 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     01.07.97 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     21.01.98 Bw Leipzig Thür.Bf.
          ........ - 01.10.98 WI Erfurt Ä.U. (Vfg.No.13015/98)*)
          10.10.98 - ........ Bw Leipzig Thür.Bf.
                     28.10.98 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     11.01.99 Bw Leipzig Thür.Bf.
          ........ - 01.04.99 Bw Leipzig Thür.Bf.
                     01.04.99 an KED Halle (451)
*) Abänderung der Funktionsventile der Westinghouse-Bremse und Verstärkung
   der Zugapparatfedern am Tender (I.D.10934 vom 12.07.1898)