Bad Pyrmont - Projekt Fachwerkhaus Lortzingstraße 1

Das Projekt Bad Pyrmont Lortzingstraße 1

Von einer Bad Pyrmonter Familie erhielten wir vor einigen Tagen eine Postkarte, die das Fachwerkhaus Lortzingstraße 1 im Jahre 1891 zeigt. Fast ein Gottesgeschenk, denn bis heute war fast unklar, wie die Fassade in ihren Details einst ausgesehen hat. Es handelt sich um das zweitälteste Haus der Stadt, erbaut 1632 in einem eigenartigen Baustil. Unten typisch ostwestfälisches Fachwerk, oben jedoch Schieferplatten, wie im Sauerland oder im Thüringer Wald üblich. Das Haus steht seit langer Zeit zwar unter Denkmalschutz, wäre aber in Kürze verloren gewesen. Ein Einsturz der Vorderfassade steht unmittelbar bevor.

Die genannte Postkarte, ich hier auch abbilden will, zeigt das Haus in Vorderansicht im Jahre 1891, also vor 130 Jahren. Im Erdgeschoß befinden sich zwei kleine Ladengeschäfte, die vermutlich in dieser Form 1632 noch nicht vorhanden waren. Links Konditorei und Kaffee, rechts Kolonialwaren und Nahrungsmittel. Inhaber beider ist damals ein Herr Jasper Krugschat, über den ich aus Zeitgründen bisher nichts in Erfahrung bringen konnte.

Rechts im Bild erkennt man das quer stehende Hinterhaus, ebenfalls ein Fachwerkbau. Ganz rechts stehen 1891 zwei Bäume, von denen der am Bildrand irgendwann gefällt wurde. Der zweite nahe am Haus steht noch heute und hat inzwischen die dreifache wenn nicht vierfache Höhe erreicht. Das zugehörige Grundstück misst 7538 Quadratmeter, grenzt vorn an die Lortzingstraße, hinten an den Schmiedweg und links an die Bäckerstarße.

Vorder- und Hinterhaus stehen seit fast 30 Jahren unbewohnt. Seit 1987 sind die oberen Geschosse nicht mehr bewirtschaftet, das Hinterhaus steht seit 1989 leer und das zuletzt hier im Parterre lebende alte Ehepaar zog 1992 in den Altersruhesitz, also das betreute Wohnen aus. Die Kinder leben in Argentinien und haben sich um ihr Eigentum nie gekümmert. Das Haus verfiel zusehends und musste seit 2002 mehrfach durch die Stadt Bad Pyrmont notgesichert werden. Zur Zeit findet man noch immer zahlreiche große Stützstangen, die bis auf die Lortzingstraße reichen, den Fußweg völlig sperren und die Fassade notdürftig abstützen. Es gelang Anfang des Jahres, die Eigentümer in Südamerika zu einem Verkauf des gesamten Anwesens zu bewegen. Nun endlich kann sich etwas tun. Die Bausubstanz von Vorder- und Hinterhaus ist allerdings nicht zu retten. Eine intensive Besichtigung nach Freilegen des Gartens von mannshohem Windwuchs brachte im März 2021 die Misere zu Tage: Schwamm im Fundament, total verrottete Fachwerkträger, ein vollständig unbrauchbares undichtes Dach, Bewuchs und Zerfall in den Zimmern der Dachgeschosse.

Der Schandfleck ganz nahe am inneren Kurbezirk, der am Oesdorfer Platz und der östlichen Brunnenstraße beginnt, wird nun bald Vergangenheit sein. Die dunkle und verfallene Lortzingstraße 1 hat nach drei Jahrzehnten Dornröschenschlaf nun eine Zukunft. Am Mittwoch, dem 07.04.2021 wurde mit Hilfe großer Baukräne der große Baum am Vorderhaus in den Garten versetzt. Dem Vorgang gingen viele Tage Vorbereitungsarbeit voraus. Hoffen wir nun, daß der große uralte Baum wieder anwächst und durchhält. Am 13. oder 14. April 2021 soll die Vorderfassade eingerissen werden, nachdem vorsichtig die Wände 5 Meter dahinter bis hinunter zum Fundament abgetragen sind. In der Hoffnung, daß alles gut geht und dabei nicht Teile der Seitenwände auf die Bäckerstraße und die hier stehenden alten Häuser krachen, wäre dann die Einsturzgefahr beseitigt. Eine Abrißbirne soll die gesamte Vorderfassade mit großer Vorsicht nach innen einschlagen.

Beide Häuser müssen samt Fundamenten abgerissen werden. Dann soll der denkmalgerechte Wiederaufbau erfolgen. Hierzu werden zunächst Grundmauern und dann zwei innere Hüllen und innere tragende Wände aus großen hellen Hohlblocksteinen errichtet, auf welche die neue hölzerne Dachkonstruktion aufgesetzt wird. Die Fassade aus Fachwerk und Putz wird anschließend als Attrappe auf der Außenseite angebracht. Fertig ist das neue Fachwerkhaus anno 1632.

Ich werde über das Bauvorhaben von Zeit zu Zeit berichten. Wie heißt es im Volksmund – Wer keine Arbeit hat der macht sich welche. Wie wahr.






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Aus der Geschichte des Hauses Lortzingstraße 1

Das zweitälteste Gebäude der Stadt Bad Pyrmont Ortsteil Oesdorf Lortzingstraße 1 ( vormals 8 ) ist 1632 erbaut und 1662 erstmals umgebaut. Ein zweiter Umbau erfolgte 1671. Es überlebte 1667 eine Brandkatastrophe, die in Oesdorf die meisten Häuser und die Kirche vernichtete. Damals war die einzige Verbindung zwischen Oesdorf und dem Hylligen Born ein hier beginnender Fußweg durch matschige Wiesen. Dies war dem Umstand geschuldet, daß in diesem Bereich einige Quellen aus dem Bereich des heute so benannten Königsberges offen an der Oberfläche austraten. Die damaligen sogenannten Quelltrinker, heute würde man sie als Touristen bezeichnen, die in Oesdorf übernachteten, mussten zwingend diesen schlechten Weg benutzen. Es fehlten nämlich Unterkünfte für die Brunnentrinker in der direkten Nähe der damals schon berühmten Quelle Am Hylligen Born. Nach dem verheerenden Brand 1667 fehlten natürlich auch Gebäude für die obdachlosen Oesdorfer. Der Fürst Christian Ludwig zu Waldeck-Pyrmont (geboren am 29. Juli 1635 in Waldeck, verstorben am 12. Dezember 1706 in Landau) wollte deswegen Häuser in diesen Wiesen erbauen lassen. Die neuen Hausbesitzer in den Wiesen sollten die Trinker beherbergen. Heute würde man sie als Betreiber von Pensionen bezeichnen. Zudem sollte sich eine vernünftige Verbindung aus Alt-Pyrmont nach Oesdorf ergeben. So ließ der Fürst die spätere Brunnenstraße in den Wiesen abstecken und mit Linden bepflanzen, und er gab den abgebrannten Oesdorfern Privilegien und materielle Unterstützung, um in diesen Wiesen zu bauen. Es begann die Besiedelung der späteren Neustadt Pyrmont.1692 standen bereits 12 Häuser, 1720 schon 20. 1720 erteilt der Nachfolge-Fürst Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck-Pyrmont (geboren am 27. November 1676 in Landau; verstorben am 1. Januar 1728 in Pyrmont) dieser Ansiedlung die Privilegien und Freiheiten einer Stadt, genannt Neustadt Pyrmont.

Das älteste Gebäude in der Stadt Bad Pyrmont gab lange Anlass zur Sorge. Das im Jahr 1632 erbaute Fachwerkhaus in der Lortzingstraße Ecke Bäckerstraße war nicht mehr verkehrssicher und stellt eine Gefährdung dar. Die Stadtverwaltung Bad Pyrmont musste handeln. Das Staatliche Baumanagement Südniedersachsen attestierte in seinem Gutachten von 2018 dem seit Jahren leerstehenden Gebäude mit Denkmalschutz in seiner Bewertung einen äußerst schlechten baulichen Zustand. Die Gebäudesubstanz war durch Wasserschäden erheblich in Mitleidenschaft gezogen und einsturzgefährdet. Mitarbeiter des Baudezernates und des Ordnungsamtes haben nach einem Ortstermin 2018 umgehend Maßnahmen zur Gefahrenabwehr festgelegt. Mit Bauzäunen wurde das Grundstück von Mitarbeitern des städtischen Bauhofes gesichert. Dadurch war es erforderlich, die Einfahrt von der Lortzingstraße in die Bäckerstraße zu sperren, weil der Bauzaun weit in die Fahrbahn ragt. Der Verkehrsraum ist seitdem eingeengt und Begegnungsverkehr nicht mehr möglich. Die Bäckerstraße ist nur noch in Richtung Lortzingstraße und Oesdorfer Straße zu befahren. Um ausreichend Platz im öffentlichen Verkehrsraum zu schaffen, wurden zudem zwei Stellplätze auf dem öffentlichen Parkplatz in der Bäckerstraße gesperrt. Das Vorderhaus erhielt zunächst Stützen aus Holz, die später durch schwere Stahlrohre ergänzt wurden. Trotz alldem wäre die Vorderfassade vermutlich noch im Jahre 2021 eingestürzt und auf die Lortzingstraße gefallen. Ein Totalabriß hat sich nicht mehr abwenden lassen.

Seit 21. August 1991 befand sich im Erdgeschoß rechts die Firma IBF Immobilien GmbH Bad Pyrmont. Gegenstand des Unternehmens war die Vermittlung, der Handel und die Projektierung von Gebäuden verschiedenster Art.

Seit 03. August 1998 befand sich im Erdgeschoß links die Firma H & C Info-Verlag GmbH Bad Pyrmont, ein Fachverlag für das Sozial- und Gesundheitswesen.

Beide Firmen haben zwischen 2001 und 2002 das Gebäude verlassen, es steht seitdem vollständig leer.

Zustand des Hauses Vorderseite 2004. Bereits damals gab es erste Absperrzäume auf der Lortzingstraße. Der Bürgersteig war schon nicht mehr passierbar. Die Werbung der beiden einst ansässigen Firmen ist gut erkennbar. Der Zustand von Dach und Fassade ist noch einigermaßen gut, allerdings fallen bereits die ersten Dachziegel herunter. Im Dachbereich sehen wir eine Dachgaupe. Rechts im Bild hinten ein später aufgemauerter hoher Schornstein. Der Garten ist bereits völlig verwildert und zugewachsen. Unten erkennbar Teile des schönen schmiedeisernen Gartenzaunes. Er soll erhalten oder neu erbaut werden, je nach Zustand. Ganz links im Bild ein kleinerer Baum, der leider inzwischen gefällt ist.





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Zustand der Abstützung der Vorderwand kurz nach Aufbau 2018. Zuletzt hatte sich die Immobilienfirma rechts und links der Eingangstür breit gemacht. 2001 verschwand auch sie hier. Zum Aufnahmezeitpunk war sie also längst ausgezogen. Die typisch mittelalterlichen Anschriften über dem Eingang geben uns bis heute Rätsel auf. Der Eingangsbereich wurde mehrfach umgestaltet, die erkennbare vordere Tür war zum Zeitpunkt des Erbauens 1632 noch nicht vorhanden, denn das Haus trug wie alle Durchgangsdielenhäuser ein großes Tor, durch das Pferd und Wagen passten. Rechts im Bild die Lortzingstraße in Richtung Kreuzung zur Waldecker und Löwenser Straße.





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Blick auf das Gebäude im Jahre 1998. Vorn die Lortzingstraße in Richtung Oesdorfer Platz gesehen. Rechts hinter dem Haus beginnt die bergwärts verlaufende Bäckerstraße. Das Haus links im Bild stammt aus der Zeit von Goethe und Schiller, das Haus ganz rechts ist erbaut im späten Jugendstil aus der Zeit 1910 bis 1914. Bemerkenswert ist, daß der ganz hintere Schornstein seiner Zeit fehlt und noch vor 2001 neu aufgemauert wurde. Ganz vorn im Bild der berühmte große Baum, der vor kurzer Zeit aufwendig in den Hintergarten des Grundstückes versetzt wurde.





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Noch ein Blick auf das Gebäude 1998, diesmal vom Parkplatz in der Bäckerstraße aus gesehen. Rechts geht es zur Lortzinger Straße beziehungsweise zum Oesdorfer Platz, der durch das helle Eckgebäude abgegrenzt wird und eigentlich gar kein Platz im üblichen Sinne ist, sondern nur eine verbreiterte Straße. Das Dach des Hauses ist bereits erheblich beschädigt und schief und krumm. Dadurch, daß dem Gebäude ein richtiges Fundament fehlt, hat es sich an einigen Stellen in den Untergrund abgesenkt. Links daneben ein weiteres Gebäude, daß zwar zum Grundstück gehört, aber seinen Eingang in der Bäckerstraße besitzt. Im Zuge der Umgestaltung wird es ebenfalls abgerissen. Es steht wie Vorder- und Hinterhaus seit langer Zeit leer und ist in vor allem innen sehr schlechtem Zustand. Oben im Dach des Haupthauses finden wir gegenüber der Dachgaupe auf der Gartenseite eine Ladeluke. Von hier aus wurde früher mittels Seilwinde Erntegut in den Dachboden verladen.





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Das Vorderhaus in den 1950-er Jahren. Alles schaut noch anständig und solide aus, doch das täuscht. Der Verfall setzte schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein. Im Erdgeschoß befinden sich Cafe und Konditorei, wie bereits 1891. Die Eingangstür scheint aus der Zeit um 1850 zu stammen, keinesfalls aus älterer Epoche. Der Schornstein auf der Seite zur Bäckerstraße ist schon gekürzt aber noch länger als 1998 und später. Insgesamt wirkt das Gebäude erheblich schief, was durch Setzungen im Baugrund zurückzuführen sein dürfte. Auch fehlt dem Haus ein durchgehender Keller.





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Blick aus der Bäckerstraße in Richtung Lortzingstraße in den 1950-ern. Auch die große Tür auf der Rückseite stammt nicht von 1632 oder 1671, sondern wohl aus der Epoche um 1850. Der durchgehende Flur aus dem Vorderhaus endet hier. Es ist damit ein typisches ostwestfälisches Durchgangsdielenhaus, in dem sich einst unten die Ställe und darüber die Wohnzimmer befanden. Der Zustand von Fachwerk und Fenstern ist schon damals bedenklich. Im oberen Teil sind die Schieferplatten durch einfache Metall- oder Steinplatten ohne Muster ersetzt. In der Mitte sehen wir oben den alten Anschluß der Strom-Freileitungen. Der vordere Schornstein besitzt noch seine alte Höhe. Links im Bild das unmittelbar anschließende Haus, das den Zugang von hinten unmöglich macht und wohl um 1800 hinzugebaut wurde. Sein Zustand ist heute ebenfalls äußerst schlecht. Es soll entfernt werden, um den hinteren Teil des Hauses wieder freistehend zu machen und das Hinterhaus im Neubau etliche Meter in Richtung Bäckerstraße versetzen zu können und in das ganze Ensemble mehr Licht zur bekommen.





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Blick auf die Vorderfassade nach Sicherung 2018. Die Schiefertafeln oben scheinen zwar ebenso nicht von 1632 oder 1671, aber ganz sicher aus uralter Zeit zu stammen. Das herrliche Muster von einst ist verblaßt. Es soll durch ein neues ersetzt werden, anders angeordnet, weil der Neubau auch ein Fenster im oberen Dachgeschoß bekommen soll. Unten sind gut die typischen Schriftzeichen in Höhe Fußboden erster Stock erkennbar. Was sie bedeuten, konnte noch keiner entschlüsseln.








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Situation an der Ecke Bäckerstraße zur Lortzingstraße. Das Dach ist durch ein Netz notgesichert, die Vorderfassade durch einen Holzbrettervorbau gesichert. Wir sehen auch hier wieder die stützenden Holzbalken. Das Gebäude drohte als Ganzes nach vorn auf die Lortzingstraße zu stürzen. Während oben die Fenster offenbar noch ganz spät durch Neubauten ersetzt sind, finden wir unten solche aus den 1970-er Jahren. Denkmalgerecht ist beides natürlich nicht. Vorn macht sich Wildwuchs breit.






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Blick auf das Hinterhaus in der Bäckerstraße. Hier haben wir die gleiche Situation bezüglich der Fenster. Oben später Ersatzbau und unten Metallfenster der 1970-er. Die Fassade selbst macht scheinbar einen soliden Eindruck, doch das täuscht. Im Inneren, in den Zimmern haben sich Schimmel und Schwamm breit gemacht. Der Schornstein ist gekürzt und neu aufgemauert. Offenbar wollte hier jemand sanieren und hat es dann abgebrochen.






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Nochmals die hintere Ecke des Hauses in der Bäckerstraße. Bis 2002 wurde der untere Stock noch teilweise gewerblich genutzt. Ein Fenster und die Hintertür sind aber schon mit Brettern verschlossen. Ganz links erkennbar, daß das Nachbargebäude buchstäblich an die Rückwand geklatscht wurde und damit jeden Zugang behindert. So würde heute niemand mehr bauen. Der Neubau des Hauses wird nach hinten wesentlich länger ausgeführt und ein zur Rückwand hin abgeschrägtes Dach besitzen.





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Nochmals ein Blick auf die Seitenwand an der Bäckerstraße. Oben die Ladeluke, darüber das marode gewordene Dach, darunter die hintere Fassade. Der Neubau wird in beiden Dachgeschossen unmittelbar auf den Dach aufliegende große Fenster tragen, die nach oben aufgeklappt werden können. Nur so ist es möglich, den Dachboden anständig zu nutzen und Licht hinein zu bekommen. Die Ladeluke soll im Neubau entfallen, dafür bekommt das Haus auf dieser als auch der Gartenseite eine Auskragung mit vielen Fenstern.






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Entwurf des Neubaues vom Vorder- und Hinterhaus von 2021.

Die Skizze zeigt den geplanten Neubau des Vorder- und Hinterhauses Bad Pyrmont Lortzingstraße 1. Mit der Fertigstellung ist allerdings nicht vor Ende 2022 wenn nicht erst im Jahre 2023 zu rechnen. Ein museumsgerechter Wiederaufbau erfordert unendlich viel Handarbeit und erhebliche Sonderanfertigungen.

Beide neuen Gebäude erhalten eine Vollunterkellerung auf solidem Betonfundament mit Schutzwänden vor eindringendem Schichtwasser. Das Wasserproblem besteht in weiten Teilen der Stadt unterhalb des Königs- und des Bomberges. Auch wir in der Löwenser Straße 29 können davon ein Liedchen singen.

Sämtliche tragenden Wände beider Häuser werden mit energiesparenden Hohlblocksteinen aufgemauert. Die Außenfassade erhält eine Dämmung und darauf als Attrappe ein neues Fachwerk mit Verputzung. Oben wird ein Satteldach in klassischer Bauform mit schweren soliden Holzsparren und hochenergetischen Brennziegeln auf den Baukörper aufgesetzt. Das gesamte Holz ist getränkt und feuerfest versiegelt. Alle Außenfenster bestehen aus Holz und sind als schall- und energiedämmende Doppelfenster mit modernsten Flintgläsern ausgeführt. Fassade, Dach und Fenster genügen selbstverständlich den Anforderungen an einen denkmalgerechten Wiederaufbau. Die vorgesehenen Modifizierungen sind von der oberen Denkmalschutzbehörde bereits genehmigt.

Am Haupthaus entfallen die Dachgaupe gartenseitig sowie die Ladeluke zum Bäckerstraße hin. Statt dessen erhält das Dach in seinen beiden Etagen flach auf dem Ziegelbereich aufliegende Fenster, die nach außen aufgeklappt werden können und für ausreichend Licht in den Räumen sorgen. Die Stirnseite vorn erhält im oberen Dachstock ein zusätzliches mittiges Fenster, im unteren Teil wie gehabt zwei Schaufenster und eine neu gestaltete Tür, die jener von 1891 ähnlich sieht. Die bisherige Tür ist stark verschlissen und abgängig. Auf der Längsseite Bäckerstraße wird eine Auskragung angebaut, um die dahinterliegenden beiden großen Zimmer im Parterre beziehungsweise ersten Stock größer ausführen zu können. Ursprünglich war diese Auskargung auch auf der Gartenseite geplant, wir haben dies allerdings verworfen um den Gartenbereich nicht unnötig einzuengen. Das Haupthaus selbst ist nach hinten erheblich länger als der Erstbau ausgeführt, um mehr Platz zu gewinnen. Der rückseitige Giebel ist im unteren Teil baugleich zum vorderseitigen in der Lortzingstraße ausgeführt und enthält auch zwei große Schaufenster und eine ebenso gestaltete Doppeltür aus Holz. Zwischen beiden Giebelwänden verläuft die Durchgangsdiele im gesamten Haus, von der nach rechts und links die Zimmer abgehen sowie eine hölzerne ausladende Treppe in die oberen Stockwerke. Das Dach selbst ist geräumig gestaltet und bietet erheblich mehr Platz als bisher. Im hinteren Teil besitzt es eine Abschrägung, wobei der obere Teil des hinteren Giebels damit entfällt. Dies ist nötig, um den Raum zum Hinterhaus offener zu gestalten und mehr Licht einzulassen. Das Haus selbst wird gegenüber der Urfassung zwei Meter nach hinten gerückt, um vorn am Bürgersteig Lortzingstraße mehr Platz zu gewinnen. Die Farbgebung wird der auf der Skizze entsprechen.

Das Hinterhaus ist ähnlich dem Haupthaus gestaltet. Es besteht aus zwei Geschossen und einem ausgebauten Dachbereich mit einer großen Eingangstür längsseitig. Die beiden Stirnseiten tragen große Fenster, um einen guten Lichteinfall sicher zu stellen. Das Hinterhaus ist im Winkel von neunzig Grad zum Haupthaus angeordnet und etwa 4 Meter weiter in Richtung Bäckerstraße als das Original versetzt, um mehr Abstand zum angrenzenden Gebäude am Schmiedeweg zu bekommen.

Die Zwischenwände beider Häuser sind nicht tragend und teils in Mauerwerk, teils aber auch in offenem Fachwerk als Raumteiler ausgeführt. Der Keller unter den Häusern kann für Lagerzwecke aber auch anderweitig genutzt werden und enthält im Haupthaus die Wasser- und Heizanlage sowie die Steuerung für die geplanten Wasserspiele im Gartenbereich.

Das Vorderhaus wird unterhalb des ersten Obergeschosses wieder die alte Inschrift an den horizontalen Fachwerkbalken erhalten, die das Original getragen hat. Über Sinn und Inhalt der teils falsch geschriebenen Worte sind wir uns allerdings bis heute nicht klar. Hier harrt noch Forschungsarbeit. Der ursprüngliche Balken, der aus mehreren Einzelteilen besteht, soll erhalten und restauriert werden und dann im Haus selbst Platz finden. Am Giebel werden im oberen Teil erneut Schieferplatten angebaut, die ein hellgelbes Muster tragen. Die Schornsteine sollen in alter Form, also sehr hoch und dünn ausgeführt werden, sind allerdings weitgehend funktionslos. Sie dienen als Antennenträger. Der Fußboden des unteren Dachgeschosses ist wie der des ersten Stockes und des Parterres in Spannbeton mit hoher Traglast ausgeführt, der Boden des zweiten Dachgeschosses abweichend mit Holzdielen, die in den Dachstuhl eingearbeitet sind.

Beide Häuser werden öffentlichen Charakter erhalten. Das Vorderhaus, später beschriftet mit Haus Waldeck Pyrmont 1632/2021, soll dem Traditions- und Trachtenverein e.V. Bad Pyrmont ein neues Zuhause geben, aber auch eine kleine Musikschule und Begegnungsstätte für Künstler beherbergen. Einzelheiten wie Raumaufteilung und innere Ausgestaltung sind derzeit noch offen. Ob es möglich wird, hier auch eine größere Modelleisenbahn einzurichten, hängt weitgehend davon ab, ob dafür Interessenten gefunden werden können. Im Hinterhaus, beschriftet mit Haus der Barmherzigkeit Bad Pyrmont Oesdorf 1675, soll eine Lebensmittel-Tafel sowie ein kleines Sozialkaufhaus Unterkunft finden und vermutlich auch ein Restaurant des Herzens, in Einrichtung ähnlich dessen in Erfurt in Thüringen, aber wenn dann ganzjährig geöffnet. Ob eine solche Möglichkeit errichtet werden kann, wird sich zeigen und davon abhängen, eine entsprechende Küche im Vorder- oder Hinterhaus einzubauen als auch genügend ehrenamtliche Kräfte sammeln zu können.

Beide Häuser haben getrennte Eingänge. Während das Vorderhaus über die Lortzingstraße als auch die Bäckerstraße erreichbar ist, kann das Hinterhaus nur über die Bäckerstraße begangen werden. Beide Gebäude sind alternativ über das Gartentor Lortzingstraße 1 zugänglich. Im Garten soll unter anderem ein kleinerer Springbrunnen ähnlich dem vor unserem Haus Löwenser Straße 29 erbaut werden. Neben dem bereits umgesetzten großen Baum aus der Lortzingstraße sollen im Sommer auch einige kleine Palmen aufgestellt werden.





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