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Die Leipziger Rangiermaschinen 89 7011 und 89 7255
Lebensgeschichte zweier längst vergessener Tenderlok.
(Aus Tripod und Geocities von 2002 reaktiviert)

Kaum ein Leser dürfte sie noch selbst als Kind oder Jugendlicher erlebt haben, die kleinen preußischen T3 im fast unüberschaubaren Leipziger Hauptbahnhof. Jahrzehnte leisteten sie die täglichen Verschubdienste der Personen-, Gepäck- und Postwagen, bis ihre Ablösung vorrangig durch Einheitslok der Reihe 80 erschien, nach dem Krieg wiederum ersetzt durch importierte V75 und schließlich die allbekannte V60, spätere 106 und heutige 346.

Die T3, sie waren da, kaum beachtet vom Reisenden, kaum beachtet auch von den wenigen Eisenbahnfreunden der Vorkriegszeit. Keiner, der sich mit ihnen so recht beschäftigte. Keiner, der sagen konnte, wann sie eigentlich nach Leipzig kamen und warum, wann sie wieder gingen und wie sie sich über die Epochen wandelten. Bauartänderungen an Naßdampftenderlok gar, wen interessierte dies schon.

Wir haben in allererster Linie Werner Hubert[1] zu danken, der zumindest einen Teil dieser kleinen Lok mit seinen Plattenkameras abgelichtet hat. Aber auch den Zeitumständen und Zufälligkeiten gilt Aufmerksamkeit: Huberts umfangreiche Sammlung ging beim Großangriff auf Dresden im Februar 1945 weitgehend verloren, nur ein Teil der Negativplatten und Musterabzüge war ausgelagert, als Duplikat mit anderen Eisenbahnfreunde getauscht oder in Form von Postkarten verkauft. Er blieb uns damit - wenn auch in alle Winde zerstreut - erhalten.

Zwei Lokomotiven, die Werner Hubert am 22. August 1930 fotografierte, wollen wir heute genauer betrachten als auch im Bild vorstellen: 89 7011 und 89 7255. Ihr Lebensläufe sind unterschiedlich und haben doch starke Gemeinsamkeiten; Sie sind eng verwoben mit dem Wachsen und der recht diffizilen Geschichte Leipziger Bahnhöfe und Bahnbetriebswerke. Von 89 7011 wissen wir, daß sie zu denjenigen Maschinen gehört, die 1908 im Zusammenhang mit dem Bau des Leipziger Hauptbahnhofes aus verschiedenen KED zusammengezogen werden. Die Länderbahngeschichte der 89 7255 ist vor 1914 leider völlig unklar. Im Juli des letzten Friedensjahres gehört sie ebenso wie 89 7011 zum Bestand der Betriebswerkstatt Leipzig Hbf. I. Sie dürfte sehr wahrscheinlich zwischen 1908 und 1910 hierher gekommen sein. Beide Maschinen sind langjährige Leipziger Stammlok und fallen der großen Ausmusterwellen zu Beginn der Dreißiger zum Opfer.

Zunächst müssen wir jedoch einen kurzen Abstecher in die Geschichte des allen Eisenbahnfreunden gutbekannten Bw[2] Leipzig-West machen. Es geht aus dem „uralten“ Heizhaus Leipzig Berliner Bahnhof hervor[3]:

Bw Leipzig Berliner Bahnhof wird am 01.12.1859 von Berlin-Anhaltischer Eisenbahn eröffnet und erhält 1877 - noch immer der gleicher Bahn zugehörig - einen neuen Ringlokschuppen mit 9 Ständen. Das Heizhaus fällt am 21.02.1880 der neugegründeten KED Berlin der BAE zu. Zum 13.05.1882 wechselt die Bw von KED Berlin der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn zur (preußischen) KED Erfurt, am 01.04.1895 von KED Erfurt an KED Halle, wird aber weiterhin mitbenutzt von der KED Erfurt. Sprich, die Betriebswerkstätte beheimatet Lok beider Direktionen[4]. Die Mitnutzung endet erst ab 01.04.1899, dem Tag der Neuabgrenzung von KED Erfurt und Halle zueinander. Zum 01.04.1913 erfolgt die Angliederung an die Bw Leipzig Hbf. I. Schon am 01.04.1908 eröffnet der eigentliche Neubau Bw Leipzig Hbf. I beim heutigen Standort westlich der Streckengleise Leipzig-Bitterfeld. Er bleibt aber zunächst bis 01.04.1913 unter Verwaltung der (alten und noch nicht vollständig abgebrochenen) Bw Leipzig Berliner Bf. Im Jahresverlauf 1909 erweitert man die Schuppenanlagen von 20 auf 59 Stände, die noch heute vorzufindende Größe. Zum 01.04.1910 schließlich eröffnet der Neubau Bw Leipzig Hbf. II, östlich der Streckengleise Leipzig-Bitterfeld gelegen. Auch dieser Teil befindet sich bis 01.04.1913 unter Verwaltung der (alten) Bw Leipzig Berliner Bf. Beide Teile (I und II) werden nach 1914 als Bw Leipzig-West bezeichnet, die Umbenennung ist leider immer noch zeitlich unklar, da die wichtigen Statistiken der preußischen Staatsbahn ab Geschäftsjahr 1915 kriegsbedingt nicht mehr erschienen sind[5].

Wenden wir uns nun den beiden Lokomotiven zu, die unser heutiges Portrait ausmachen. 89 7011 und 7255 gehören wie bereits gesagt zu den Stammlok des Bw Leipzig-West, einer T3-Hochburg. Im Herbst 1925 sind hier 21 Exemplare unterschiedlichster Bauform beheimatet:

Bestand an preußischen T3 beim Bw Leipzig-West am 31.10.1925:

89 7011, 7119, 7120, 7124, 7125, 7192, 7193, 7254, 7255, 7260, 7261, 7262, 7274, 7278, 7373, 7464, 7465, 7466, 7479, 7480, 7488.

Ihre Zahl fällt in den Folgejahren durch Ausmusterung ständig. Die für das Jahr 1936 überlieferte Liste weist nur noch 12 Exemplare aus, dafür jetzt aber 8 Stück Einheitslok der Baureihe 80.

Bestand an preußischen T3 und Lok Reihe 80 beim Bw Leipzig-West am 31.01.1936:

80 010, 011, 012, 023, 024, 025, 026, 027.
89 7090, 7119, 7247, 7278, 7330, 7332, 7350, 7408, 7464, 7479, 7480, 7488.

Unsere 89 7011 beginnt ihr Dasein Anfang August 1884 bei der Königlichen Eisenbahndirektion Breslau. Über ihre hiesigen Standorte wissen wir nicht viel. Neu im Dienste der vormaligen Oberschlesischen Eisenbahn[6] finden wir sie Mitte 1892 bei der Bw Brockau. Im Dezember 1908 wandert sie zur KED Halle ab und wird vermutlich langjährige Stammlok der Bw Leipzig Berliner Bahnhof, später Leipzig Hbf. bzw. Leipzig-West. 1930 kurz zum Bw Leipzig-Wahren versetzt, endet ihr Dasein im Februar 1934 bei der Rbd Halle. Zum 12. März gleichen Jahres dem Raw Meinigen überstellt soll sie hier Werklok gewesen sein, was sich durch andere Unterlagen nicht bestätigen läßt. Da nur das Kesselbuch in das Ausbesserungswerk an der Werra mitgeht, wäre auch ein Heizlokeinsatz gut möglich. Die Spur der Maschine verliert sich in der berühmten historischen Dunkelheit. Nach 1945 jedenfalls ist sie im Gegensatz zur 70 7007 in Meiningen nicht mehr nachgewiesen. Bauartänderungen können wir aus dem Betriebsbuch kaum entnehmen: 1928 erhält die Lok Hülsenpuffer anstelle der preußischen Stangenpuffer und - als eine der wenigen T3 - verstärkte Zughaken und Kupplungen, letzteres wohl nur deshalb, weil sie im Rangierdienst des großen Leipziger Hauptbahnhofes eingesetzt ist. Erst 1934 soll die Druckluftbremse angebaut sein, es handelt sich aber vielmehr um einen Umbau der Bremse, denn unser Foto vom August 1930 zeigt sie bereits mit Luftdruckbremse Bauart Knorr. Im Februar 1923 erhält die Maschine einen Hohenzollern-Kessel Baujahr 1896, 23 Monate später einen solchen von Henschel, erbaut 1900. Der ursprüngliche Kessel dürfte nach fast 40 Betriebsjahren verschlissen gewesen sein, er bestand wie alle Dampferzeuger im Lieferzeitraum um 1885 aus nicht schweißbarem Puddeleisen[7]. Vor 1930 scheint jedoch ein weiterer uns unbekannter domloser Kessel nach preußischem Musterblatt III/4e1 aufgebaut, der im Kesselverzeichnis fehlt. Da auch kein Stammheft vorhanden, bleibt uns die Identität des Dampferzeugers verborgen. Beachtenswert die recht hohe Laufleistung von fast 890.000 Kilometern im Jahre 1928. Bis zum Betriebsende dürfte 89 7011 fast 950.000 Kilometer erreicht haben, äußerst respektabel für eine nur rangierende Kleinrädige.

Lebenslauf der Lok 89 7011:
Henschel & Sohn Cassel 1884/1800
Anlieferung: 03.08.1884
Abnahme: 16.08.1884 Hauptwerkstatt Breslau OS
Gen-Urkunde: 28.01.1925 Halle (Saale)

Geliefert als Breslau 1822 an vormalige Oberschles.Eb., umgezeichnet am 01.04.1886 in Breslau 1870, umgezeichnet 1907 in der heimatlichen Maschineninspektion gemäß Vfg. M.d.ö.A[8]. 21.D.5514 II vom 01.10.1907 in Breslau 6116, ab 12.1908 Halle 6142 für Neubau Hbf. Leipzig. Lok erhält Gruppenzeichen T 3 gemäß Vfg. M.d.ö.A. 03/5200 II Bl.18 bis 23. und geändertes Adlerschild gemäß Vfg. M.d.ö.A. 21.D. 03/5200 II Bl.24 bis 29 sowie Verwendungszeichen b „verwendbar für halbe Militärzüge und Militärpersonenzüge, im Werkstättendienst ohne Dringlichkeit“. Die Lok wird am 19.06.1926 umgezeichnet in 89 7011[9].

17.08.84 - ............ Oberschlesische Eb.
01.07.92 Bw Brockau
.....12.08 - ........... Bw Leipzig Berliner Bf.
01.07.14 Bw Leipzig Hbf.I
............ - ....02.23 EAW Magdeburg-Buckau I.Unt.
............ - 22.01.25 EAW Magdeburg-Buckau bahnamtl.Unt. und I.Unt.
23.01.25 - ............ Bw Leipzig-West
31.10.25 Bw Leipzig-West
22.03.28 - 04.05.28 Raw Braunschwg.Babt.M-Buckau[10] b.Unt. (887.304 Km)
05.05.28 - 16.10.29 Bw Leipzig-West
17.10.29 - 23.10.29 Raw Leipzig Z.A.
25.10.29 - 18.03.30 Bw Leipzig-West
19.03.30 - 05.05.30 Bw Leipzig-Wahren
06.05.30 - 22.04.30 Raw Leipzig F2 K2
23.05.30 - 28.02.32 Bw Leipzig-West
01.03.32 - 14.04.32 Raw Leipzig F4 K4 (914.415 Km)
15.04.32 - 06.06.33 Bw Leipzig-West

21.02.34 ausgemustert gemäß Verfügung Rbd Halle (ohne Nummer) und an Raw Meiningen als Werklok abgegeben.

Kesselverzeichnis:
Hersteller F-Nummer Jahr Einbautag zuletzt eingebaut in
Hohenzollern 906 1896 ....02.23 .............
Henschel 5136 1900 22.01.25 .............

Letzter Kessel vermutlich 1928 eingebaut und nicht eingetragen.
Kesselstammbuch fehlt.

Bauartänderungen:
04.05.28 Raw M-Buckau Zughaken und Kupplungen verstärkt, Hülsenpuffer angebaut
14.04.32 Raw Leipzig Druckluftbremse und Luftläutewerk angebaut

Anlagenteil:
Rbd Halle an Raw Meiningen 16.03.1934
„Lok 89 7011 wurde am 12. März 1934 verladen und vom Raw Halle an Raw Meiningen überstellt. Beigegeben sind die Kesselpapiere und die Genehmigungsurkunden.“

An dieser Stelle seien ein paar Bemerkungen zu den Schadgruppen und Untersuchungen gestattet. Die bahnamtliche Untersuchung des Fahrgestells, wird um 1923/24[11] im Zuge Neuordnung und Vereinheitlichung des Werkstättenwesens eingeführt. Am 17.07.1928 führt die Reichsbahn die Schadgruppen F1 bis F4, K1 bis K5 , T1 bis T4 ein, wobei auch Schadgruppen Sg 4 bis 0 (niedrigste Zahl ist höchste Schadgruppe!) üblich sind[12]. Am 01.01.1934 schließlich werden die Gruppen L0 bis L4 (K0 bis K4, T0 bis T4) geschaffen, die auch nach dem zweiten Weltkrieg bei beiden deutschen Bahnverwaltungen lange Gültigkeit haben.

Lok 89 7255 ist im Gegensatz zu ihrer Schwester 89 7011 eine gebürtige Hallenserin. Leider sind vor Sommer 1914 keinerlei Beheimatungshinweise aufzufinden. Es ist aber sehr zu vermuten, daß diese T3 zu den langjährigen Stammlok der Bw Leipzig Hbf. I, später Leipzig-West gehört. Schon beim Ausstellen des neuen Betriebsbuches im Herbst 1928 beim Raw Braunschweig in Magdeburg-Buckau scheinen die alten Unterlagen nicht mehr vollständig. Man ermittelt - wie auch immer - 300.150 Km Leistung, unter Umständen seit Sommer 1922[13] gefahren. Bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst dürfte 89 7255 abermals zwischen achtzig- und einhunderttausend Kilometer auf Leipzigs Schienen zurückgelegt haben. Bauartänderungen an der Maschine sind spärlich. Bemerkenswert der im Herbst 1928 eingebaute Titanrost, eine damals hochmoderne Bauform, die eigentlich nur bei hochbelasteten Schnell- und Güterzuglok im Hauptbahndienst Verwendung findet. Typisch für alle Leipziger T3 erscheinen zeitgleich die verstärkten Zughaken und Kupplungen. Zum Anbau von Hülsenpuffern schweigt sich das Betriebsbuch aus, möglicherweise wurden diese bereits früher angebracht[14]. Über Normungen an Fahrwerk und Kessel erfahren wir aus den Unterlagen ebenfalls nichts[15].

Lebenslauf der Lok 89 7255:
Henschel & Sohn Cassel 1898/4766
Anlieferung 10.03.1898 als Halle 1782
Abnahme: 10.03.1898
Gen-Urkunde: 22.07.1922 Halle (Saale)

Geliefert als Halle 1782, umgezeichnet am 01.04.1901 gemäß Verfügung V.2816 vom 10.04.1901 in Halle 1731, umgezeichnet gemäß Direktionsverfügung 05/8235 II vom 01.12.1905 und Direktionsanordnung ABl[16] 06/24 bis 238 vom 01.03.1906 in Halle 6132. Die Umzeichnung tritt erst zum 01.12.1906 in Kraft, Schilderwechsel erfolgt anläßlich eines Werkstattaufenthalts gemäß Vfg. M.d.ö.A. 21.D.5501 II und III vom 22.04.1906. Die Lok erhält das Gruppenzeichen T 3 gemäß Vfg. M.d.ö.A. 03/5200 II Bl[17].18 bis 23. und geändertes Adlerschild gemäß Vfg. M.d.ö.A. 21.D. 03/5200 II Bl.24 bis 29 sowie Verwendungszeichen b „verwendbar für halbe Militärzüge und Militärpersonenzüge, im Werkstättendienst ohne Dringlichkeit“. Die Lok wird am 24.04.1926 umgezeichnet in 89 7255.

01.07.14 Bw Leipzig Hbf.I
............ - 22.07.22 EAW Halle I.Unt.
31.10.25 Bw Leipzig-West
18.10.28 - 23.11.28 Raw Braunschweig Babt.M-Buckau b.Unt. (300.150 Km)
24.11.28 - 26.04.29 Bw Leipzig-West
27.04.29 - 02.05.29 Raw Leipzig Z.A.
03.05.29 - 14.10.30 Bw Leipzig-West

08.12.30 - 15.01.31 Raw Leipzig bahnamtl.Unt. (368.764 KM)
16.01.31 - ............ Bw Leipzig-West

18.01.32 ausgemustert gemäß Verfügung 34 Bla 75 Rbd Halle

Kesselverzeichnis:
Hersteller F-Nummer Jahr Einbautag zuletzt eingebaut in
Henschel 4766 1898 10.03.98 neu geliefert

Kesselstammbuch: Henschel & Sohn 1898/4766
Druckprobe: 07.02.1898 Cassel
Vertrag: AI 41[18]
10.03.98 - ............ 89 7255

Bauartänderungen:
23.11.28 Babt.M-Buckau Titanrost eingebaut, Zughaken und Kupplungen verstärkt


Zwei kleine Tenderlok. Längst vergessen. Nicht mehr passend in die heutige Zeit stromlinienförmiger Eisenbahn mit Betreibermärkten, Management, Cargo-Shuttle und ähnlichen nicht selten unverständlich-verklausulierten, verwirrenden anglo-amerikanischen Begriffen.


Verwendete Quellen: Innerhalb dieses Kurzartikels ist es unmöglich, alle verwendeten Quellen detailliert aufzuführen. Es seien kurz die wichtigsten genannt:

1. Betriebsbücher 89 7011 und 89 7255 aus vormaligem Archiv der Rbd Halle
2. Aktenstücke M.d.ö.A., des EZA und RZA Berlin aus vormaligem Staatsarchiv Merseburg
3. Unterlagen aus Privatsammlung Ulrich Walluhn



[1] Werner Hubert (Junior), Ingenieurtechniker, Fotograf, Eisenbahnhistoriker, enger Mitstreiter von Werner Contius, Carl Bellingrodt, Hermann Maey, Rudolf Kreutzer und anderen, am 17. Juni 1946 viel zu früh in Dresden verstorben.
[2] Bw als Abkürzung für Betriebswerkstatt bzw. Betriebswerkstätte in der Länderbahnzeit und bis 1924.
Die Betriebswerkstätte ist (so 1899 in Preußen) eine Stelle, an der umfassende Reparaturen und Ausbesserungen an Lok, Wagen und Inventar ausgeführt werden können. Sie untersteht immer einem Werkmeister. Die Stationsschlosserei der Betriebswerkstätte ist in aller Regel auch imstande, Kesselwechsel auszuführen. Dem Werkmeister obliegt außerdem die Aufsicht der zugehörigen Heizhausverwaltung. Es herrscht weitgehende Trennung von Werkstattwesen und Betriebsmaschinendienst.
Am 01.10.1924 werden die Betriebswerkstätten (Preußen) und Betriebswerkmeistereien (Süddeutschland) in Bahnbetriebswerke (Bw), Bahnbetriebswagenwerke (Bww) und Kraftwagenbetriebswerke (Kbw) getrennt.
[3] Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Erlasse, Verfügungen und Mitteilungen des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom 07.08.1878 bis 31.03.1907 sowie des Eisenbahn-Zentralamtes (EZA) Berlin vom 01.04.1907 bis 31.03.1928 (verschiedene Dezernate, durchlaufende Aktennummern).
[4] Sogenannte gemeinschaftlich genutzte Betriebswerkstätten waren in Preußen an Direktionsgrenzen nicht selten anzutreffen.
[5] Die Akten des EZA Berlin schweigen sich ebenfalls zum Sachverhalt aus.
[6] Der Sonderstatus der Oberschlesischen Eisenbahn innerhalb der KED Breslau endete erst zum 20.05.1884. Die Lok wurde noch von dieser Eisenbahn bestellt und geht auch hier in Dienst.
[7] Puddeleisen wurde 1874 von Henry Cort entwickelt, es entsteht durch ständiges Rühren von teigigem Roheisen im Flammofen. Obwohl Thomasstahl und Siemens-Martin-Stahl bereits bekannt waren, fanden diese im Kesselbau aufgrund ungenügender thermischer Eigenschaften im ausklingenden 19. Jahrhundert zunächst kaum Verwendung.
[8] M.d.ö.A. ist die amtliche Abkürzung für (preußisches) Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Am 07. August 1878 gegründet obliegen ihm bis 31. März 1907 alle Angelegenheiten der Staatsbahn. Es ging 1878 aus dem Ministerium für Handel und Gewerbe hervor und wird zum 01. April 1907 bezüglich Bahnangelegenheiten durch das Eisenbahnzentralamt Berlin ersetzt.
[9] Die Umzeichnung der preußischen Länderbahnlok auf Reichsbahnnummer geschieht zwischen Ende 1925 und 1927 (von Nachzüglern abgesehen) zumeist in den Heimat Bw und hat nichts mit der später erfolgten Ausgabe neuer Betriebsbücher zu tun, welche fast immer in den Raw ausgestellt sind.
[10] Raw Magdeburg-Buckau wird am 01.05.1927 Betriebsabteilung des Raw Braunschweig
[11] Ein genaues Datum ist bisher nicht zu ermitteln gewesen
[12] Auch bezüglich dieser Schadgruppen Sg 4 bis 0 ließen sich Einzelheiten bislang nicht ermitteln.
[13] Die zum 22. Juli 1922 ausgestellte neue Genehmigungsurkunde weist auf eine innere Untersuchung mit umfangreichen Kesselarbeiten, meist verbunden mit dem Einbau einer neuen Feuerbüchse, hin. Nach heutigen Maßstäben können wir sogar von einer Generalreparatur sprechen.
[14] Der Anbau von Hülsenpuffern anstelle der preußischen Stangenpuffer ist erstmals angewiesen mit Verfügung HV 72.D.7549 vom 15.07.1924 und wird in den Folgejahren recht zügig umgesetzt.
[15] Diesbezügliche Einträge sind in vielen Betriebsbüchern unvollständig, bei Tenderlok oft auch überhaupt nicht vorhanden. Ein Grund dessen sind die alten Werkmeister der Raw, die autoritär und eigenverantwortlich über die Führung der Unterlagen in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich entschieden. Da sie unterschiedlich wichten, ergeben sich in den Büchern von Raw zu Raw sehr unterschiedliche Aufschreibungen.
[16] ABl bedeutet Anordnungsblatt.
[17] Bl bedeutet Blatt (eines Aktenstückes).
[18] Zum 01.04.1895 gilt bei den preußischen Staatsbahnen eine neue Nomenklatur der Vertragsnummern. Für Lok, Kessel und Ersatzstücke wird einheitlich AI beginnend mit Nummer 1 verwendet. Das System endet erst 1926/27 mit Einführung der neuen Verwaltungsordnung innerhalb der Reichsbahn. Lok 89 7255 ist somit samt Kessel auf Vertrag AI 41 geliefert.