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#1 | Das zweiundzwanzigtausendste ausgewertete Betriebsbuch datum

10.05.2021 14:56 (zuletzt bearbeitet: 25.05.2021 11:11)

Ulrich Walluhn

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Beitr�ge:	502
Registriert seit:	18.06.2018
Wohnort:	Bad Pyrmont und Erfurt

Gedanken zum 22-tausendsten ausgewerteten Betriebsbuch

Nun sind schon 22.000 Betriebsbücher seit Ende August 2009 ausgewertet. 22.000 � eine ganze Menge und trotzdem nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Es dürften gut 70.000 Stück bekannt sein, und ob mein Leben je ausreichen wird, alle diese Unterlagen zu bearbeiten, das weiß Gott allein.

Sei es drum. Wieder sind eintausend Stück geschafft. Ich habe statt der derzeit zu bearbeitenden Allerwelts-52 eine besondere Lok gewählt, wie schon damals beim 20.000-sten Buch die Turbinenlok 18 1001. Diesmal ist es die Versuchs-Ellok 120 001 der Deutschen Bundesbahn. Über die Maschine selbst möchte ich keine großen Ausführungen machen, denn die Ausarbeitung spricht für sich. Wissentlich habe ich 120 001 DB nie zu Gesicht bekommen, andere, nämlich Serienlok derweil schon.

Meine erste Begegnung mit der Baureihe 120 DB hatte ich Anfang Dezember 1989. Damals, ich war noch Wartungstechniker im Rechenzentrum der Deutschen Reichsbahn Erfurt Geibelstraße, entschloss ich mich mit einer kleinen Gruppe Arbeitskollegen, spontan nach München zu reisen. Die Grenzen waren gerade auf gegangen, meine Neugier war riesengroß, zumal ich bereits im April 1989 besuchsweise in den �Westen� reisen durfte. Ich kam damals nach Erfurt zurück, was einen ganz gewichtigen Grund hatte: Meine Schattenfrau Gisela Ticiani aus Weimar. Wir kannten uns bereits seit Oktober 1986, und im Westen bleiben hätte damals bedeutet, sie nicht wiedersehen zu können. Diesen Preis wollte ich mit einer �Republikflucht� nie im Leben zahlen. Aber nun war es Spätherbst geworden, und die DDR zerbröselte zusehends. Gisela Ticiani, heute längst Gisela Walluhn, nahm ich mit, damals nach München. Die Züge waren übervoll, ab Erfurt standen wir eng gepresst im Seitengang eines recht modernen Schnellzugwagens. In Bebra hieß es aussteigen und auf den Schnellzug nach München über Bamberg, Nürnberg warten. Ich habe das Bild noch heute exakt vor meinen Augen. Während wir auf dem vollen Bahnsteig mitten in der Nacht standen, donnerte drüben auf einem Gütergleis aus Richtung Kassel oder Göttingen kommend eine 120 DB vorbei. Der Lokführer betätigte mehrfach die Pfeife und beschleunigte kurz darauf in einer Wucht, die ich zuvor noch nie erlebt hatte. Er verdeutlichte uns DDR-Bürgern buchstäblich die unschlagbare Leistungsfähigkeit einer Drehstrom-Ellok, von der in der DDR die Ingenieure nicht einmal träumten. Was für ein Eindruck! Endlos viele Güterwagen polterten vorbei, immer schneller werdend. Ich war platt.

Später dann bin ich der 120 DB immer wieder begegnet. Auch auf dem alten Erfurter Hauptbahnhof. Inzwischen ist die Baureihe von den Gleisen verschwunden. Viel zu früh. Sie hätte gut noch 20 Jahre leben können. Aber nein, sie musste weg. Falsch verstandener Triebwagen- und Modernitätswahn der DBAG-Obrigkeit bestimmen heute die Tagesordnung. Und dabei sind die Oberen, oder die �Großkopferten� genannt, meistens alles andere, nur keine Eisenbahner. Ihre Nachfolgerin, die imposante und leistungsstarke Baureihe 101 ist es, die mich heute auf allen meiner Bahnreisen von Bad Pyrmont nach Erfurt begleitet und den Intercity zwischen Altenbeken und Gotha schiebt oder zieht. Den Lokwechsel schaue ich mir immer ganz aus der Nähe an, er findet stets in Gotha statt. Ich wünschte, es käme anstatt der 101 eine 120. Ein frommer Wunsch. Eine 120 wird nie mehr kommen. Mein unerfüllbarer Wunsch wird durch eine Plauderei mit dem Lokführer und dem Zugpersonal ersetzt.

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Betriebsbuchauszug der Elektrolokomotive 120 001:
=================================================
mechanischer Teil: Krauss-Maffei München-Allach 1979/19858
elektrischer Teil: Brown Boverie Cie. Mannheim 1979/ohne Nummer
 
Werksausgang:       12.05.1979   München-Allach
Anlieferung:        14.05.1979   Firma Krauss-Maffei München-Allach
vorläufige Abnahme: 27.09.1979   AW München-Freimann
vorläufige Abnahme: 27.05.1980   AW München-Freimann
endgültige Abnahme: 10.10.1980   AW München-Freimann
Probefahrt:         13.05.1979   auf den Werksgleisen Firma BBC Mannheim
Gen-Urkunde:        07.06.1979   BZA München
                    10.01.1980   BZA München
Beschaffungspreis:  2.895.000,- DM elektrischer Teil
 
Höchstgeschwindigkeit 160 Km/h, Getriebeübersetzung 1:4,818, Dienstgewicht 84 t, 
Länge über Puffer 19.200 mn, Drehzapfenabstand 10.200 mm, Radstand 13.000 mm, 
Radstand im Drehgestell 2.800 mm, Raddurchmesser 1.250 mm, Druckluftbremse 
Bauart Knorr KE-GPR Einkammerbauart, Federspeicherbremse, elektrische Nutz-
bremse (Rückstrombremse), Haupttransformator Bauart BBC Mannheim 5225 KW 
Unterflurbauweise, Lemniskaten-Radsatzlenker mit Silent-blöcken, Flexicoilfedern, 
Drehzapfenlager mit Lemniskatenanlenkung und Si-lentblöcken, Zylinderrollenlager 
Bauart Kugelfischer FAG und SKF zweireihig mit Leichtmetall-Lagergehäuse, 
Kompensationsvorrichtung für Radsatzbelas-tung, Luftkompressor Bauart VV 45071
 150-10. Lackierung Lokkasten RAL 1001 beige, Dach und Rahmen RAL 3004 
purpurrot, Fahrwerk RAL 8019 graubraun und Deckanstrich mit Polyurethanlack PUR. 
Lok hat Hilfsbetriebe-Umrichter HBU 3 x 60 KW 440 Volt, Druckluft-Schnell-
Hauptschalter Bauart DB TF 20 i 200, 2 Strmabnahme Bauart SBS 80 AL 
(Siemens), Wendezugsteuerung, Doppeltraktionssteuerung, Sifa. Indusi, Zug-
bahnfunk ZBF, Spurkranzschmierung, Achslager-Temperaturüberwachung.
 
Höchstgeschwindigkeit am 01.08.1984 ohne Veränderungen an der Lok von 
160 Km/h auf 200 Km/h erhöht.
 
Lok am 28.04.1989 umgezeichnet aus 120 001 in 752 001.
Lok am 23.07.1996 umgezeichnet aus 752 001 in 120 001.
Lok am 31.12.1998 umgezeichnet aus 120 001 in 752 001.
 
01.01.1983 Verwiegung AW München-Freimann:   I       II     III      IV
                                           21,00t  20,78t  20,60t  20,83t
 
14.05.79 � 14.05.79   AW München-Freimann  E 0 Anlieferung
 
24.05.79 � 27.05.79   Ausstellung 100 Jahre Deutsche Eisenbahnen und 50
                      Jahre Ausbesserungswerk München-Freimann
 
09.06.79 � 11.09.79   BBC Mannheim-Käfertal  Einbau elektrische Ausrüstung
12.09.79 � 26.09.79   BBC Mannheim-Käfertal  E 0 Inbetriebsetzung
27.09.79 � 27.09.79   AW München-Freimann  E 0 vorläufige Abnahme
28.09.79 - 05.10.79   BBC Mannheim-Käfertal  E 0 Inbetriebsetzung
06.10.79 - ........   Bw Mannheim
04.02.80 � 07.02.80   BZA München Versuchsfahrten
08.02.80 - ........   Bw Nürnberg Rbf.
10.02.80 � 13.02.80   BBC Mannheim-Käfertal  E 0
19.02.80 - ........   Bw Nürnberg Rbf.
21.03.80 � 11.04.80   AW München-Freimann  E 0 Unfall
11.04.80 � 28.04.80   AW München-Freimann  E 0 Entgleisung
01.05.80 � 15.05.80   BZA Minden Versuchsfahrten
16.05.80 - ........   Bw Nürnberg Rbf.
27.05.80 � 27.05.80   AW München-Freimann  E 0 vorläufige Abnahme
........ - ........   Bw Nürnberg Rbf.
30.05.80 � 28.06.80   Firma AEG Berlin  E 0 x)
30.06.80 � 25.07.80   BBC Mannheim-Käfertal  E 0
........ - ........   Bw Nürnberg Rbf.
01.10.80 � 10.10.80   AW München-Freimann  E 0 endgültige Abnahme
11.10.80 - ........   Bw Mannheim
02.08.81 � 03.04.81   AW München-Freimann  E 0
........ - ........   Bw Mannheim
10.10.81 � 24.10.81   BBC Mannheim-Käfertal  E 0
........ - ........   Bw Mannheim
15.12.81 � 23.12.81   AW München-Freimann  E 0
........ - ........   Bw Mannheim
02.11.82 � 28.01.83   BBC Mannheim-Käfertal  E 0
........ - ........   Bw Mannheim
05.08.84 � 25.08.84   AW München-Freimann  E 0
........ - ........   Bw Mannheim
05.09.84 � 15.10.84   AW München-Freimann  E 0
16.10.84 - ........   Bw Nürnberg Rbf.
23.10.84 � 25.10.84   verliehen an ÖBB
........ - ........   Bw Nürnberg Rbf.
19.01.85 - ........   BZA Minden
03.07.85 � 18.07.85   AW München-Freimann  E 0
........ - ........   Bw Nürnberg Rbf.
29.10.85 � 29.11.85   AW München-Freimann  E 0 Rollenprüfstand
........ - ........   Bw Nürnberg Rbf.
10.03.88 � 13.04.88   AW München-Freimann  U 2.1
14.08.88 - ........   Bw Nürnberg Rbf.
01.01.95 - ........   Bh Nürnberg-West
14.04.96 � 23.07.96   AW Opladen  U 2.1
24.07.96 - ........   Bh Nürnberg-West
31.12.98 - ........   FTZ München
31.12.00 - ........   FTZ Minden
 
           21.04.04   abgestellt nach Unfall
           ........   Z-Lok
           ........   ausgemustert
           25.05.04   zerlegt auf Bahnhof Süßen am Unfallort
 
Lok ausgemustert wegen schwerer Unfallschäden. Beider Führerstände zerstört, 
schwerer Rahmenschaden.
 
x) davon 07.06.80 � 12.06.80   in Kältekammer Wien-Arsenal Erprobungen
 
Bauartänderungen:
 
13.02.80 BBC Mannheim    Transformatorentausch und Umbau Haupttransformator
11.04.80 AW M-Freimann   eine Pufferbohle neu angebaut, Ertüchtigung für
                         Höchstgeschwindigkeit 200 Km/h, Kastenquerfederung
                         der Drehgestell- und Radsatzanlenkung geändert,
                         Dämpfereinstellungen geändert, Verstärkung der
                         Stirnscheiben ausgeführt
28.04.80 AW M-Freimann   Umbau der Schleuderschutzeinrichtung, Drehgestelle
                         von 120 004 angebaut
28.06.80 AEG Berlin      Umbau der HBU-Anlage
25.07.80 BBC Mannheim    Dämpfereinstellungen geändert
                         Umbau gemäß Umbauvorschriften ausgeführt:
                         - Federspannung der Scheibenwischerblätter erhöht
                         - Fenstergummidichtungen mit rostfreien Klammern
                         - Getriebe der Fensterheber geändert
                         - Abdichtung der Getriebeschutzkästen geändert
                         - Querdämpferbefestigungen verstärkt
                         - Träger des Ölkühlerlüfters aus Stahl angebaut
                         - Stromabnehmer Wellendichtungen geändert
                         - Geräuschminderung an den Fahrmotordrosseln
                         - Belüftung am HBU-Umrichter geändert
                         - Fahrbremsschalter geändert
                         - Motorstromschutzschalter geändert
                         - Leitungsführung Temperatur Stromrichter geändert
                         - Zuleitungen Bedämpfungswiderstände Stromrichter
                           geändert
                         - Steckverbinder Fahrmotortemperatur geändert
                         - Überwachung Radsatzlagertemperatur Geber und
                           Leitung geändert
                         - Fahrmotorlager gegen Fettaustritt geändert
                         Umbau gemäß Änderungskatalog ausgeführt:
                         - Ausbau der elektrischen Widerstandsbremse
                         - Überbrückungsschütze der Fahrmotor-Vordrosseln
                           geändert
                         - netzseitiger Störstromfilter angebaut
                         - Kraftschlußregelung der Steuerung geändert
                         - Schutzthyristoren ausgebaut
                         - Lagerabdichtung A-Seite für Ölschmierung der
                           Fahrmotore geändert
                         - Erhöhung Bremsgewicht R durch geänderten Brems-
                           hebel
                         - Bremsklotzrückstellung angebaut
                         - geräuschmindernde Maßnahmen im Führerstand
                         - Drehgestellrahmen geändert
03.04.81 AW M-Freimann   ein Stromabnehmer abgebaut
24.10.81 BBC Mannheim    Umbau der elektronischen Steuerung, Optimierung
                         des Schleuderschutzes
23.12.81 AW M-Freimann   zweiter Stromabnehmer wieder aufgebaut
28.01.83 BBC Mannheim    Umbau der Fahrmotore gemäß Ertüchtigungskatalog,
                         Fahrmotorwellen geändert
25.08.84 AW M-Freimann   Umbau auf Höchstgeschwindigkeit 200 Km/h gemäß
                         Maßnahmenkatalog, Linienzugbeeinflussung LZB 100
                         angebaut, Schnellfahr-Stromabnehmer Bauart DSA 350
                         angebaut
15.10.84 AW-M-Freimann   Umbau auf Höchstgeschwindigkeit 280 Km/h, Umbau
                         Getriebeübersetzung Großrad zu Ritzel von 106/22
                         auf 103/25 (1:4,82 auf 1:4,12), Querfederverstei-
                         fung der Drehzapfen-Lemniskaten-Anlekung ausge-
                         schaltet, Längsversteifung der Radsatzanlenkung
                         vermindert, Versteifung der Flexicoilfedern zur
                         Kastenabstützung vermindert, Endkraft der Dreh-
                         schwingungsdämpfer erhöht, Fahrmotorläufer Fes-
                         tigkeit Stäbe, Kurzschlußringe, Schrumpfringe
                         verbessert und Nenndrehzahl von 3.600 auf 4.225
                         Umdrehungen pro Minute erhöht, Stromabnehmer Bau-
                         art SBS 81 anstelle SBS 80 AL angebaut, Leistung
                         der elektrischen Bremse von 3,3 auf 4,0 MW erhöht,
                         Läuferwicklungen der Fahrmotore verstärkt, Lüftung
                         der HBU verbessert
18.07.85 AW M-Freimann   umgebaute Fahrmotore von 120 003 eingebaut
 
Betriebsbögen und Anlagenteil und Aktenstücke:
 
Lok hat am 17.10.1986 Rekordfahrt mit 265 Km/h auf Augsburg-Donauwörth
Lok am 11.04.1980 auf Bahnhof Erlangen entgleist.
Lok am 21.04.2004 auf Bahnhof Süßen mit 426 011/511 zusammengestoßen
 
08.02.80 � 09.02.80   Versuchsfahrten
11.03.80 � 16.03.80   Versuchsfahrten
17.03.80 - 21.03.80   Versuchsfahrten Schwingungsmessung Lokrahmen
22.03.80 � 28.03.80   Versuchsfahrten
02.11.82 � 13.02.83   abgestellt bfa
14.02.83 � 22.03.83   abgestellt im Z-Park
 

 

Wer in der Demokratie schläft oder gemütlich dahinschlummert, wacht eines Tages erschreckt in einer neuen Diktatur auf. Wer meint, zum Unrecht schweigen zu müssen, und sei es nur aus Bequemlichkeit, der macht sich mitschuldig.

Antworten

Eisenbahn-Kurier 5/2001 und die Erfundene 42 5000 � � Lok 52 7009 - Das neue (alte) Husarenstück des Wänkel.