Corona-Krise oder drohende Corona-Diktatur? Satirische und nachdenkliche Anmerkungen

Erfurt im Oktober 1989:
Abertausende Demonstranten in und vor den Stadtkirchen und auf dem Domplatz. „Wir sind das Volk“. „Meinungs- und Reisefreiheit“. „Nieder mit der SED-Diktatur!“ Volkspolizei, die die Menschen vom Platz treibt. Im Staatsfernsehen Bilder von braven und fleißigen Werktätigen in den Volkseigenen Betrieben und Kombinaten, die die Pläne erfüllen und übererfüllen und Staat und Partei mit Statements huldigen. Die Aktuelle Kamera kommentiert das Geschehen und spricht von staatsfeindlichen subversiven Elementen, die von der imperialistischen Westpresse verführt und gesteuert werden, von Unterwanderung durch den Klassenfeind und dem Versuch einer vom Westen angezettelten Konterrevolution.

Erfurt im Dezember 2020:
Fast tausend Demonstranten auf dem Domplatz. „Wir sind das mündige Volk“. „Lügenpresse – Lügenfernsehen.“ „Nieder mit der Corona-Diktatur!“. Landespolizei, die die Menschen vom Platz treibt. Im Staatsfernsehen Bilder von „linientreuen“ Bürgern, die die Corona-Maßnahmen begrüßen und beklatschen und sich kritiklos einverstanden erklären, daß Bürgerrechte aus der Verfassung außer Kraft gesetzt sind und Staat und Parteien mit Statements huldigen. Die Tagesschau kommentiert das Geschehen und spricht von rechten und rechtsextremen Gruppen und Zusammenrottungen, die von Neonazis verführt und gesteuert werden, von Unterwanderung durch Corona-Leugner und Reichsbürger und AFD und durch andere gewalttätige Personen und den Versuch, die ach so super-demokratische staatliche Ordnung infrage zu stellen.

Ein Schelm, der Vergleiche zieht und selbständig denkt. Immer schön brav auf der Parteilinie bleiben. Dies gilt 2020 genauso wie 1989. Berthold Brecht: Wenn der Regierung das Volk nicht passt, sollte sie sich ein anderes Volk suchen.




Auf dem Weg zur Corona-Diktatur oder die Weihnachtsfahrt der Schwiegermutter mit Hindernissen

Anmerkung: Diese Geschichte ist fiktiv und (noch) überspitzt, basiert im Grunde aber auf einer wahren Begebenheit einer Zugfahrt durch Thüringen.

Wir schreiben Sonnabend, den 12. Dezember 2020. Die Corona-Krise hat sich zugespitzt. Meine Schwiegermutter Evelyn Florentina Franziska Ticiani hat sich spontan entschlossen, vorzeitig und heute aus Reichenbach im Vogtland nach Bad Pyrmont abzureisen. Sie will in keine Reisesperre kommen und die Feiertage zum Jahresende allein in Sachsen verbringen müssen. Der Ministerpräsident des Freistaates Kretschmer hatte am Vortag heftig und in unangemessenem Ton das Volk beschimpfend „durchgreifende Maßnahmen“ angekündigt. Die Schwiegermutter meinte am Telefon, der Kretschmer hätte sich aufgeführt wie Erich Mielke oder besser Gauleiter Mutschmann und da habe sie regelrecht Angst bekommen.

Also Rollkoffer packen, das Nötigste und am frühen Morgen auf zum Bahnhof Reichenbach und mit einmal Umsteigen nach Gera fahren. Dort in den Intercity Gera-Düsseldorf, der in Erfurt 13.18 Uhr abfährt und auch einer unserer Stamm-Reisezüge war und ist.

Sie erreicht Gera planmäßig und macht es sich im IC bis Altenbeken gemütlich. Es sind kaum Fahrgäste im Abteil. Schwiegermama Evelyn freut sich auf die Festtage bei uns im Haus in Bad Pyrmont. 17.00 Uhr soll sie auf dem Bahnhof unserer Heimat ankommen. Ausfahrt in Jena, Weimar, Erfurt, Gotha, Eisenach planmäßig. Alles läuft bis jetzt gut.

Plötzlich eine Durchsage des Zugpersonals: „Sehr geehrte Fahrgäste. Wir haben außerplanmäßigen Halt in Gerstungen. Bitte halten Sie ihre Personalausweise und Fahrkarten und Reisedokumente sowie ihr gesamtes Gepäck bereit.“ Alle sind stutzig. Was bitte soll das? Keiner versteht die Situation.

Im Bahnhof Gerstungen geht es auf ein Nebengleis. Der Zug kommt zum Stehen. 15 Minuten passiert überhaupt nichts. Dann erscheinen etwa 25 bewaffnete und mit schweren Schutzwesten ausgestattete Polizisten der Bundespolizei und weitere 10 Angehörige von DB-Sicherheit. Alle Fahrgäste im Großraumabteil schauen unschlüssig und wundern sich. Zwei Polizeibeamte mit Pistolen betreten das Abteil: „Maßnahmen des Infektionsschutz-Gesetzes Corona. Ihre Personalausweise, ihre Fahrkarten, ihre Dokumente. Öffnen Sie alle Taschen und Koffer. Personenkontrolle.“ Ein Raunen geht durch das gesamte Abteil.

„Frau Ti, Ti (sie korrigiert und hilft „Tizjani“), ihr Reiseziel ist Bad Pyrmont. Was wollen Sie dort, warum fahren sie jetzt dort hin?“ „Ich will dort meine beiden Töchter besuchen, die dort wohnen.“ „Ja, Sie wissen aber schon, daß Sie, wo wohnen Sie, Reichenbach im Vogtland Friedensstraße 35, Sie wissen aber schon, daß Sie bis Montag 14. Dezember bis spätestens 20 Uhr wieder in Ihrer Wohnung sein müssen. Dann beginnt die Sperrstunde. Sie haben ab diesem Tag in Sachsen Residenzpflicht bis Anfang 2021, das heißt, Sie dürfen Ihren Hauptwohnsitz nur noch im Umkreis von 15 Kilometern verlassen. Sie sind also nicht berechtigt, in Bad Pyrmont zu verweilen. Das ist so.“ „Wie bitte? Ich höre wohl jetzt nicht richtig. Wo steht das. Zeigen Sie mir das Gesetz dazu! Ich bin außer mir. Das geht doch nicht. Sie können doch nicht verlangen, daß ich morgen wieder abreise und ganz allein bis Januar 2021 in Reichenbach ohne meine Töchter sitze!“ „Diskutieren Sie nicht mit uns, wir haben uns das nicht ausgedacht.“ „Oh doch, ich diskutiere doch mit Ihnen, denn mit wem denn sonst. Wir sind in Gerstungen. Das ist ja wie in der DDR bis 1989. Das gibt es doch nicht. Ich bin fassungslos. Was verlangen Sie von mir.“ „Seien Sie jetzt still. Und leisten sie keinen Widerstand gegen die Staatsgewalt!“ der Polizist wird laut. Draußen bellen Polizeihunde, es gibt auf dem Bahnsteig eine Auseinandersetzung. Ein Reisender wurde aus dem Zug geholt, er darf nicht weiter fahren und ist hochgradig erregt. Er wird festgenommen und abgeführt.

Meine Schwiegermutter ist blaß geworden und schweigt. Ein weiterer Bundespolizist betritt das Abteil und hat einen großen schwarzen Hund dabei. Der Hund knurrt und bellt dreimal. „Herr Polizist, was soll das. Wir sind doch hier nicht in der DDR an der Güst Gerstungen. Das ist ja ungeheuerlich.!“ „Seien Sie still. Mund halten! Sonst muss ich sie mitnehmen!“ Der Hund schnappt nach ihr. Der Polizist kann ihn kaum an der Leine halten. „Papiere. Koffer auf! brüllt der Mann. Die Schwiegermutter kann sich nicht mehr rühren. „Koffer auf“ brüllt der Mann wieder. Der Hund ganz dicht nehmen ihr bellt und knurrt laut. Sie will ihr Handy nehmen und bei uns anrufen. „Handy aus!“ brüllt der Mann. „Also Koffer auf und Handy aus. Es wird jetzt nicht telefoniert. Ansonsten kommen sie mit und aus dem Zug raus. Dann ist hier Ende Alljende. Wir haben keine Zeit für Mätzchen!“ Die Schwiegermutter öffnet den Koffer, der Mann wühlt im Inhalt herum, einige Sachen fallen heraus und auf den Boden, sie überreicht ihm geistesabwesend den Personalausweis und die Fahrkarte. Der Mann verschwindet mit beidem. Meine Schwiegermutter bricht in Tränen aus. Ein älterer Herr auf der anderen Seite beobachtet alles und ist fassungslos. Er versucht die Schwiegermutter zu trösten und ist der Nächste, der fast vom Hund gebissen und angeknurrt wird, den ein zweiter Beamter jetzt an der Leine hält. Auch er muss Personalausweis und Fahrkarte abgeben und sich böse drohende Sätze gefallen lassen.

Die Polizisten verlassen das Abteil. Die Fahrgäste bleiben allesamt fassungslos ohne Ausweis und ohne Fahrkarte im Waggon zurück. Es vergeht eine geschlagene Stunde. Draußen Hundegebell, laute Kommandotöne und Menschen, die fassungslos und verzweifelt klingen. Der Zug müsste längst über Kassel hinaus und schon in Warburg in Westfalen sein.

Durch den Bahnhof fährt aus Richtung Bebra kommend ohne Halt langsam ein ICE. Er ist voller Zeit- und Leiharbeiter, die nach Thüringen und Sachsen fahren. Sie stehen in den Gängen eng wie die Heringe, mit Mundsschutz zwar, aber eng wie es schlimmer nicht geht. Die wenigen Reisenden im Abteil sind fassungslos. Keiner traut sich mehr ein Wort zu sagen. Man kann an einem Wagen lesen SF 31814 Frankfurt am Main-Erfurt-Leipzig-Dresden. Was bitte ist ein SF?

Wenig später ein weiterer ICE, diesmal aus Richtung Eisenach. SF 31855 Dresden-Chemnitz-Gera-Erfurt-Frankfurt am Main. Und ebenfalls bis zum Erbrechen voll mit Leiharbeitern, die offenbar an die Arbeitsplätze gekarrt werden.

Schließlich nach 10 Minuten abermals ein ICE aus Richtung Bebra, diesmal SF 31816 Köln-Essen-Kassel-Erfurt-Leipzig. Das gleiche Bild, Leute ohne Ende auf engstem Raum. Niemand im Zug kann sich dies erklären.

Es sind 90 Minuten seit dem Halt vergangen. Ein Polizist kommt in den Wagen „Papiere zurück!“ Er ruft die Namen auf den Ausweisen auf, alle müssen sich mit „hier“ melden und bekommen die Unterlagen wieder. Die Schwiegermutter wird belehrt „Also bis 14. Dezember bis 20 Uhr in Reichenbach zurück, ansonsten ein Bußgeld- und Strafverfahren bis zu 25.000 Euro. Haben Sie mich verstanden? Hallo ich rede mit Ihnen. Haben Sie mich verstanden!“ Die Schwiegermutter nickt völlig verängstigt und bekommt kein Wort aus dem Mund.

Nach 113 Minuten Halt in Gerstungen ruckt der Zug an. Das Zugpersonal mit einer Durchsage „Wir fahren jetzt planmäßig nach Kassel weiter. Die Verzögerung bitten wir zu entschuldigen“.

Meine Schwiegermutter erreicht Bad Pyrmont nicht 17.00 sondern 19.00 Uhr und war über 10 Stunden auf der Bahn unterwegs. Sie ist fassungslos und völlig verängstigt. Sie weiß nicht was sie tun soll. Abreisen will sie auf keinen Fall wieder.

Hoch lebe die Corona-Diktatur.

Warum wir eine Ausgangssperre von 22.00 Uhr bis 05.00 Uhr haben

Der Corona-Virus gilt als äußerst arbeitsscheu. Er meidet Arbeiter, Angestellte und vor allem Arbeitsplätze. Daher darf die Arbeit in vollem Umfange auch weitergehen, selbst Leih- und Zeitarbeit mit Fahrgelegenheiten und Übernachtungen, wo die betroffenen Leute auf engstem Raum zusammenhocken. Der Virus ist nie mit dabei, weil, siehe am Anfang, arbeitsscheu.

Der Corona-Virus liebt es den ganzen Tag zu schlafen. Er erwacht gegen 21.30 Uhr und macht sich dann auf die Suche nach kahlen großen Bäumen, wie sie etwa in Bad Pyrmont in vielen Straßen vorkommen. Punkt 22.00 Uhr plaziert sich der Virus in den Ästen und Ästchen und lauert dort. Kommt ein Passant des Weges und läuft dieser unter dem Baum vorbei, dann lässt sich der Virus wie eine Bettwanze damals im Russlandkrieg nach unten fallen und landet auf dem Passanten. Nicht selten im Genick. Der Passant wird jetzt infiziert, auch wenn er Mundschutz trägt.

Um 05.15 Uhr tritt der Virus den Rückzug zu seinem Schlafplatz an.

Daher ist es dringend nötig, eine Ausgangssperre zwischen 22.00 Uhr und 05.00 Uhr zu verhängen. Da hilft auch jedes Corona-Leugnen nichts, es ist so, weil es eben so ist. Basta.