Ferrovio-Locovapeur-Fetischismus ala Majakowski (Vorsicht Satire!)

Ferrovio-Locovapeur-Fetischismus ala Majakowski (Vorsicht Satire!)

Wenn man die letzten Jahre in neu erschienene Fan-Literatur schaut, so stellt man fest, dass sich Oberflächlichkeit, Flachheit und Unfundiertheit immer mehr die Hände reichen. Die „Alten“ sind verstorben oder schreiben nicht mehr, „Junge“ kommen einfach nicht nach. Oder höchstens in Form von „Hoppla-Jetzt-Komm-Ich“-Zeitgenossen, die gepaart mit Halbwisssen oder gar Unwissen auftreten und nicht selten auch in völliger Unkenntnis über die Zusammenhänge und Abläufe der Eisenbahn in einer Zeit, als Eisenbahn noch richtige Eisenbahn war. Neben fachlich sehr bedenklichen Aussagen häufen sich Verherrlichungen und Verkitschungen, die nichts aber auch gar nichts mehr an Substanz aufweisen und aus meiner Sicht außer bedruckten Seiten keinen Mehrwert aufweisen. Es ist schade, aber die noch immer anhaltende negative Entwicklung scheint nicht aufzuhalten zu sein.

Ich bezeichne dies als Ferrovio-Locovapeur-Fetischismus, vergleichbar mit dem sowjetrussischen Dichter Majakowski, der als größer Vertreter des Proletkultes in die Literaturgeschichte einging. Grund genug, alles kräftig auf die Schippe zu nehmen und in scharfzüngiger Art als Satire aufzugreifen.

Die Dampflok – das größte Kultobjekt der Eisenbahnfans. Und Dampf-Poesie (Pösi) der Extraklasse.
Feuer, Wasser (Feuerwasser), Kratschmann, Kohl – in Erinnerung an eine Serie aus der alten DDR-Literatur.

Die Stangen hämmern Stakkato. Die Zylinder geben ihr Konzert. Die Luftpumpe schmatzt ihr monotones Lied. Die Verbund-Speisepumpe macht Rommel-Dommel, Rommel-Dommel. Der Wasserstand macht Hoppsassa-Trallala im Glas. Der Schornstein macht Roch-Roch-Roch. Der Funkenfänger pendelt und hüpft in der Rauchkammer wie eine Marionette. Die Stehbolzen „ächtsen“ unter dem Kesseldrucke. Die Schmierpumpe schnarrt vorlaut daher. Der Dillinghahn quietscht unverschämt-frech im Führerstand. Die Tenderbühne rappelt, klopft und klappert, als würde sie um den Marterpfahl tanzen. Die Lichtmaschine summt wie ein Bienchen auf der Wiese. Der Führerstand hängt stolz auf dem Stehkessel und wogt, wankt und nickt. Die Ackermänner säuseln. Die Trofimoffe (Trofimöffers = Erfurter Dreifach-Plural) machen Klapp-Klapp. Die Feuertüre schwingt den Taktstock Bepp-Bepp-Bepp. Der Kohlenspritzschlauch lauert wie eine Giftschlange in der Führerhausecke und droht dem Heizer mit dem tödlichen Biß. Der Heilige Wasserstand beleuchtet mit heiligem Scheine die Führerhausdecke. Die offene Deckenluke fächelt unaufhörlich den rauchgeschwängerten Fahrtwind hinein. Des Schieberkastendruckmessers Zeiger zappelt wie wild umher, als ginge es um Leben und Tod. Das Kesseldruckmanometer schwitzt wie ein Fünfkämpfer bei Olympia. Die Kolben schwingen fünffach beringt und geben einfach alles. Der Tender hängt fast hilflos am Kuppelkasten und lässt sich willenlos mitschleifen. Der Bremszylinder grunzt und hat die volle Macht über Mensch und Maschine längst erobert. Boah.....

Die Weichen klirren unter dem Führerstand. Der Zug rast endlos dahin. Die Schornsteine von Leuna fliegen vorüber. Die Waggons hüpfen auf und ab. Die Faltenbälge wackeln im Takt und schütteln sich. Die Schienenstöße musizieren ihr Tack-Tack, Tack-Tack. Dampfwolken mischen mit der Sonne im Zenit und riechen nach Van-Nille. Die Lok schüttelt sich kräftig wie ein durchnässter Hund nach einem Gewitterregen.

Verlegen zieht sich die Diesellok in ihren Schuppen zurück. Sie hat dergleichen nicht aufzubieten und schämt sich ins bodenlose.

Hurra der Dampf, hurra der Dampf! Erscheint der Dampfe einfach pur, so erscheint er ohne Loko nur. Dampf ohne Loko aber ist, ja einfach was er ist: Er ist ganz einfach nichts als purer Mist. Sonnt sich die Dampflok vor dem Heizhaus, dann macht des Schreiberlings Verstand das geistig-innere Licht aus.

Wir alle kenn’ den ungeliebten Riesenzwilling, doch wo bleibt ab der heißgeliebte Riesendrilling? Die Nulldrei-Zehn sie tauget nicht, wie für Kinder Messer, Gabel, Scher’ und Licht. Der Mythos Hochrad lebe hoch, erklärt uns schnell auch diesen Tünnef noch. Die T 20 sie stammt ab vom Tier, hoch lebe Unsinn Nummer vier.

Das Loko-Beimheimatungs-Karussell, es dreht sich wieder total schnell. Was saß schon drauf? Wer hat’s erlebt? Der meld’ sich hier und soll berichten, am besten in Form von holprigen Gedichten.

Wer sowas schreibt, der schreibt nur Mist. Ja, ja so ist es, weil’s so ist. Sorry. Murks bleibt Murks, da helfen keine Pillen, auch nicht beim allerbesten Willen.

Wer schreibt denn solchen Käse bloß, wem kroch der Dünnschiss aus dem Schoß? War es das tapf’re F(r)üsterlein? Nein, nein, der kann’s nicht gewesen sein. Wo die Dampflok jede Schwelle kennt, dort scheint auf der Gröstawest am Firmament. Der schnöde Mammon scheint mal wieder, alles zu verdrängen was einst bider, gut, solid und teuer war. Ich sag’s Euch Leute hart und klar. Wänkel-Pfusch hat ausgedient zum Glück. Gott bewahre uns vor neuem Schreck. Der lauert schon im Schlackensumpf: Sebastian Peter-Silie (vormals Woerner) tumb und stumpf.

U-Profil-Bodenring und Kümpelfeuerloch erfreuen sich bester Gesundheit. Jürgen Eins der Trunkenbold hat keine Ahnung. Jürgen Zwei ist es immer übel, weil Faulenzia ihn fest im Griffe hält. Jürgen Drei weiß alles, und was er nicht weiß, das gibt es einfach nicht. Jürgen Vier ist einfach viel zu schmal für die Betriebsbücher. Oh Herr erbarme Dich und lass’ nicht alle Hoffnung fahren. Damit die Menschheit nicht untergehe...

James Watt fährt aus seinem Grabe auf. Voller Stolz schwillt ihm die Brust. Sie schwillt und schwillt und schwillt. Dann platzt er. Der Kitsch war ihm einfach zu gewaltig.

Die Ferroviozentrische Verblödungsindustrie ist in einer Krise. Der Absatz stagniert und ist seit Jahren rückläufig. Da hilft auch kein Stakkato der Kuppelstangen. Viele Projekte sind im Nirwana verschwunden, etwa die Baureihen 58.10, 01.10, 03.10, 55.0, 55.7, 56.20, 57.10, 93, 97, 91.3 oder 92.5. Merde, merde! Locovapeur demolee. Sabotage de Allemane!

Freundschaft!